Unsere Geschichte:
Der vergessene Erfolg

Es gab keinen Urknall und wir waren so da, wie wir es heute sind. Eigentlich knallte gar nichts. Im Gegenteil. Anfangs lief die Firma derart schlecht, dass ich sie schon aufgegeben hatte. Lediglich die Gewerbeabmeldung musste noch erfolgen, aber die hatte ich schlicht vergessen. Dann kam das erste Weihnachten - und der Handel zog an.

Dann knallte es wohl tatsächlich ein bisschen, denn das erste und auch einzige Regal war zusammengebrochen. Leider war auch das wenig episch, da es keiner mitbekommen hat.

Die ursprüngliche Intention war reine technische Neugier, ob das im Netz funktioniert und auch, ob tatsächlich jemand die Waren kaufen möchte. Als das der unglaubliche Fall war, freute mich das natürlich sehr - eine Freude, die bis heute geblieben ist, wenn ein neuer Artikel seine ersten Kunden findet. Ein besonderes Zielvorhaben oder gar einen Business-Plan gab es über die ganze Zeit nicht.

In den Anfangszeiten waren die Umfänge natürlich wesentlich kleiner, es lief alles nebenberuflich. Das macht im Rückblick einen verklärenden Eindruck, dabei war es nicht immer nur eine reine Freude. Während Kollegen abends in der Kneipe saßen, stand ich oft am Packtisch. Aber immerhin gab es auch dort ein Kaltgetränk zum Trost.

Die Technisierung des Unglaublichen

In Ermangelung an vernünftiger Software schrieb ich die ersten Rechnungen in Word, die Mehrwertsteuer rechnete ich mit dem Taschenrechner aus. Das geht zwar prinzipiell auch gut - aber mittlerweile arbeiten wir im Lager voll computergestützt. Kein Artikel bewegt sich, ohne dass der Computer weiß, warum und wohin der sich bewegt. Und bei uns Leuten ist es fast so ähnlich.

Auch vom Prinzip des Merkens, was in welchem Karton steckt, haben wir uns verabschiedet. Denn ab einem gewissen Artikelvolumen funktioniert das tatsächlich nicht mehr gut. Das hat nun den Vorteil, dass der Computer weiß, wo der Artikel ist und ein Versandlabel erst druckt, wenn der richtige Artikel zur Bestellung gescannt wurde. Und just in diesem Moment geht die Rechnung heraus und die Mehrwertsteuer ist darauf sogar auch schon berechnet.

Da das Vertrauen in Dinge, die surren und Strom verbrauchen allerdings nicht endlos ist, haben wir auch ein Fallback zu Papier-Lieferschein mit Adresskleber und Portomarken. Bislang haben wir das lediglich zweimal benötigt: Bei einem Brand im Industriegebiet und als ein Server der Post kaputt oder sonst wie akut verhindert war.

Und wenn sie nicht gestorben sind... Mittlerweile betreiben wir den Versandhandel seit 2015 hauptberuflich und mehr oder weniger rund um die Uhr. An den meisten Tagen auch mit sehr viel Freude an der Arbeit, denn gegenüber der Kistenschlepperei früher ist vieles einfacher, moderner und schneller geworden. Und wenn man nicht vergisst, woher man kommt, kann man die Gegenwart schätzen, auch wenn sie nicht immerzu schätzenswert erscheint.